antinationale Äquidistanz
mpunkt beschwert sich nun, ich hätte überlesen, dass er sich doch die entscheidende Frage stellte und auch gleich beantwortete. Zugegeben, den Versuch hat er gemacht. Allerdings so kläglich, dass es eher gutmütig daherkommt, so einen Unsinn nicht zu kommentieren. Israel instrumentalisiere den Holocaust, sagt er, und unter anderem darauf zielte die Aktion der griechischen Antisemiten ab. Es kritisiert mpunkt, dass kein "Argument" gegen die "moralischen Legitimationsmittel, derer Staaten sich bedienen" kommt. Nun ist es so, dass Israel die Staat gewordene Emanzipationsgewalt der Juden nach Auschwitz ist. Und Israel ist die einzige Konsequenz, die die Welt nach Auschwitz zu ziehen bereit war. Marcuse schrieb 1972, "daß der historische Zweck der Gründung des Staates Israel darin bestand, eine Wiederholung von Konzentrationslagern, Pogromen und anderen Formen der Verfolgung und Diskriminierung zu verhindern." Dass unter den damaligen wie gegenwärtigen internationalen Bedingungen die Verfolgung dieses Zwecks nur mittels einem souveränen Staat möglich ist, wusste Marcuse auch.
   Mpunkt ist nun daran gelegen, den "historischen Zweck" der Gründung Israels als verwerfliches moralisches Legitimationsmittel zu benennen und dieses zu verdammen. Deswegen dürfen auch die Opfer des Nationalsozialismus "kein Argument für irgendwas" sein, sonst wär seine These vom "Themenwechsel" ja nicht schlüssig. Dass es mitnichten ein "Themenwechsel" darstellt, auf die Opfer des Nationalsozialismus zu sprechen zu kommen, wenn ein Holocaustmahnmal geschändet wird, will er nicht sehen. Werden doch schon allein durch die Schändung die Opfer Deutschlands ins Spiel gebracht.
   Aber mpunkt muss so "argumentieren" wie er es tut, sonst käme er seiner eigenen Ansicht nach in den Ruch der Parteilichkeit. Dies scheint eine der größten Ängste zu sein, die ihn umtreibt. Eine Angst, die ihn auch schon mal das Folgende sagen lässt:
   Was soll das denn bitte für eine Bestimmung eines Krieges sein, wer ihn angefangen hat? Als würde es bei der permanenten imperialistischen Staatenkonkurrenz darauf ankommen, welcher Staat als erster den Übergang zum Krieg macht, weil er sich im friedlichen Niederkonkurrieren und diplomatisch erpressen nicht mehr behaupten kann? Und was nimmt es an den imperialistischen Motiven der Alliierten weg, dass diese angegriffen wurden? (quelle)
   Er nimmt wohl an, Deutschland habe nicht etwa aus freien Stücken Polen überfallen, sondern wurde durch die permanente imperialistische Konkurrenz aus Warschau schon fast dazu genötigt. Ebenso die Beneluxstaaten, Frankreich, England und zuguterletzt die Sowjetunion: ein wenig imperialistischen Druck ausüben, die Deutschen zum Einmarsch zwingen, durchwinken bis Leningrad, Moskau und Stalingrad um sie dort dann ganz fies in die Zange zu nehmen. Eigentlich muss einem Leid tun, wer solcherlei Demagogie aufsitzt.
   Ergebnis ist das alles von einem Antinationalismus, der pseudokritische Äquidistanz zu allem und jedem ausüben will. Ein Antinationalismus, der eine völlig hohle Disziplin ist, wo historische Begebenheiten beiseite gewischt werden. Ein Antinationalismus, der auch dazu befähigt, munter mit in die Barbarei zu marschieren, weil Verfolgung, Unterdrückung und Vernichtung, sowie die Emanzipation davon, gleichermaßen wie die militärische Befreiung von Vernichtung als imperialistische Schlächterei gesehen wird.
   Ein solcher Antinationalismus muss sich die Geschichte ein wenig zurechtlügen, sonst hätte er keinen Bestand. Er hätte vor allem keinen Bestand, würde er erkennen, dass Nationalsozialismus nichts mit dem Nationalismus zu tun hat, wie er zum Beispiel im Zuge der französischen Revolution entwickelt wurde, sondern dass Nationalsozialismus die Volksgemeinschaft meint, die auf dem völkischen Prinzip basiert, welches ganz klares Gegenmodell zum Nationalismus französischer Provenienz war, seinerzeit zumindest. Jedoch wird von mpunkt und anderen ausgemachten Antinationalisten im KF beispielsweise ein jeglicher Unterschied mindestens unter den Tisch gekehrt, wenn nicht gar geleugnet, um einer Einteilung in etwas besser oder etwas schlechter zu entgehen. Man will ja den moralisch richtigen Standpunkt der Äquidistanz bewahren.